Das Arkanum zum Erfolg
Kritische Anmerkungen zu den Artikeln
Beherrsch dich! von BUND und RUDZIO und
Ein besseres Leben dank früher Selbstbeherrschung von MOFFITT, CASPI und POULTON
In Zeitungen und Zeitschriften verkünden vermehrt psychologische und pädagogische Artikel neueste Forschungsergebnisse. Charakteristisch für diese Artikel sind folgende Kennzeichen: (1) Die Autoren können den wissenschaftlichen Wert von dem, worüber sie berichten, nicht einschätzen. Ihr methodisches Bewusstsein ist (2) wenig ausgeprägt, so dass sie die Widersprüche und Ungereimtheiten in ihren Berichten nicht bemerken, und sie verfallen (3) in den Fehler, 'neu' mit 'wahr' zu verwechseln: weil es die neuesten Ergebnisse sind, werden sie unkritisch so dargestellt, als handele es sich bei ihnen auch um die richtigsten. Herauskommt dabei ein seltsames pseudowissen-schaftliches Gemisch von Halbwahrheiten und unhaltbaren Behauptungen. Typische Beispiele hierfür sind die Artikel Beherrsch dich! von KERSTIN BUND & KOLJA RUDZIO und Ein besseres Leben dank früher Selbstbeherrschung von TERRY E. MOFFITT, AVSHALOM CASPI & RICHIE POULTON.
Offenes Kodieren in der Qualitativen Forschung
Offenes Kodieren gilt in der Qualitativen Forschung als eine wissenschaftliche Methode der Textinterpretation. Doch wäre sie wirklich eine wissenschaftliche Methode, müsste sie zu gesicherten Ergebnissen führen. Die Analyse eines von UWE FLICK angegebenen Beispiels zeigt jedoch, dass sie völlig beliebige und damit wissenschaftlich unbrauchbare Ergebnisse hervorbringt.
Im Zeitalter der Inkompetenz
Die weltweiten Krisensituationen werden durch inkompetente Führungskräfte hervorgerufen. Letztere zeigen typische Verhaltensmuster: Sie sichern ihre Macht durch Unterlaufen des Leistungsprinzips, verlassen sich auf Berater und Gutachter, scheuen Entscheidungen und Neuerungen, verwenden Ersatzkriterien und falsche Maße und schädigen die Allgemeinheit oder sich selbst durch lokale Optimierungen. Die sich daraus ergebenden sich selbst verstärkenden Kreisläufe haben erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen, die oft aufgrund der schleichenden Entwicklung unbemerkt bleiben. Als mögliche Abhilfe bietet sich die Auswechselung unfähiger Führungskräfte oder deren Weiterbildung an. Die Auswechselung kann nur eine Behelfslösung sein, so bleibt die Anleitung zu verantwortungsbewusstem Handeln und die Aufbesserung des Wissensstandes. Als Richtschnur für verantwortungsbewusstes Handeln kann KANTS Wahlspruch der Aufklärung dienen, der Wissensvermittlung steht jedoch ein allgemeines Wissensdefizit im Wege: Hervorgerufen durch die Veröffentlichungsflut haben sich Spezialisierungs- und Verflachungskreisläufe herausgebildet, durch die auch in den Wissenschaften immer mehr Pseudowissen produziert wird. Als Gegenmittel kommt hier die Wissensorganisation infrage, die sich aber nur mühsam verwirklichen lässt. Die Lage ist düster. Wenn überhaupt, können bloß viele kleine Schritte in die richtige Richtung aus der Misere helfen.
Das Wissen hat seine Gewissheit verloren
Anmerkungen zu
Gigerenzer, Gerd (2013): Risk Savvy. How to Make Good Decisions. Penguin. New York, 2013.
Deutsch: Risiko. Wie man die richtigen Entscheidungen trifft. C. Bertelsmann, München, 32013.
Desorientierung durch falsche Maße
Rationale Entscheidungen erfordern gesicherte Kenntnisse über den Istzustand des jeweiligen Tätigkeitsfeldes; sie werden durch Messungen gewonnen. Messen beruht auf allgemeinen und für alle Fachgebiete verbindlichen Messmethoden. Eine der wichtigsten Methode, die Verwendung eines Maßes, ist der Ausgangspunkt dieser Untersuchung; sie wird zunächst an einem einfachen physikalischen Fall erläutert. Anschließend wird anhand von einfachen alltäglichen Beispielen gezeigt, dass sie außerhalb der Naturwissenschaften ziemlich unbekannt zu sein scheint, vermutlich deshalb, weil man die Maßproblematik fälschlich für eine rein quantitative Angelegenheit hält. Doch sie tritt auch bei qualitativen Beziehungen auf, denn die Forderung, korrekte Maße festzustellen, bedeutet nichts anderes als kausale Zusammenhänge aufzudecken. Aus diesem Grund birgt solch ein Korrektheitsnachweis ein verkanntes und daher weitgehend ungenutztes schöpferisches Potenzial. Viele Messungen/Datenerhebungen beruhen zunehmend auf falschen Maßen und/oder auf methodischen Defiziten im Umgang mit ihnen. Die so gewonnenen Messergebnisse liefern ein verfälschtes Bild von der Wirklichkeit, dennoch dienen sie allerorten als Entscheidungsgrundlage. Daraus entstehen zwangsläufig Wirklichkeitsverlust und Desorientierung, die zu langfristigen Fehlentwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft können. Im Anhang werden hierfür aktuelle Beispiele aufgelistet, welche, wie das Hochschul-Ranking, gegenwärtig Gegenstand kontroverser Debatten sind.
"Eine Funktion ist eine Zeitlupe"
Über hochwissenschaftlich formulierten UnsinnBesprechung von: Sokal, Alan & Bricmont, Jean:
Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen.
C.H. Beck München 1999.
Desinformation durch Massenmedien
Kommentierte Zusammenfassung von Neil Postman:Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie.
Fischer-Taschenbuch Verlag Frankfurt 1985.